10) Diebstahl zu hindern.

Und nun sollte ich auch etwas von dem Betragen des Dieners gegen den Herrn reden; ich werde aber diesen Gegenstand größtenteils da abhandeln, wo ich von dem Umgange mit Vornehmem, Reichern und Fürsten rede. Also nur soviel hier: Wer dient, der erfülle treu die Pflichten, zu welchen er sich verbindlich gemacht hat; er tue darin lieber zuviel als zuwenig; den Vorteil seines Herrn sehe er als seinen eigenen an; er handle immer so offenbar und führe seine Geschäfte mit solcher Ordnung, daß es ihm zu keiner Zeit schwerfallen könne, Rechenschaft von seinem Haushalte abzulegen; er mißbrauche nie das Zutraun, die Vertraulichkeit seines Herrn; er decke nie die Fehler dessen auf, dessen Brot er ißt; er lasse sich nicht verleiten, weder im Scherze, noch im Unwillen, die Grenzen der Ehrerbietung zu überschreiten, die er dem schuldig ist, dem das Schicksal ihn unterwürfig gemacht hat; allein er betrage sich auch immer mit einer solchen Würde, daß es dem Obern nie einfallen könne, ihm mit Verachtung zu begegnen oder unedle Dienste zuzumuten, sondern daß dieser seinen Wert als Mensch fühle und, wenn er einer guten Empfindung fähig ist, des Abstandes ungeachtet, den die bürgerliche Verfassung zwischen ihnen gesetzt hat, ihm dennoch seine Hochachtung widmen müsse. Er lasse sich nicht durch blendende Außenseiten bewegen, seinen Zustand zu verändern, sondern überlege, daß jede Lage ihre Ungemächlichkeiten hat, die man in der Ferne nicht wahrnimmt. Hat er bei diesem redlichen und vorsichtigen Betragen dennoch das Unglück, einem undankbaren, harten, ungerechten Herrn zu dienen, so ertrage er, wenn sanfte Vorstellungen nichts helfen, geduldig, ohne Geschwätz und ohne Murren, solange er sich dieser Lage nicht entziehn kann. Kann er aber das, so folge er andern Aussichten, schweige nachher über das, was ihm begegnet ist, und enthalte sich aller Rache, aller Lästerung, aller Plauderei. Doch können Fälle eintreten, wo seine gekränkte Ehre eine öffentliche oder gerichtliche Rechtfertigung gegen den mächtigen Unterdrücker fordert, und dann trete er, ohne Winkelzüge, aber kühn und fest, voll Zuversicht auf die Güte seiner Sache, auf Gottes und der Menschen Gerechtigkeit, hervor, und lasse sich weder durch Menschenfurcht, noch durch Armut und Ränke abschrecken, seinen Ruf zu retten, wenn auch der stärkere Bösewicht ihm alles übrige rauben kann!

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Über den Umgang mit Menschen


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Auch gut: Der neue Knigge

Zweites Buch
Siebentes Kapitel: Über das Verhältnis zwischen Herrn und Diener.
10) Diebstahl zu hindern.


1) Man soll der unterwürfigen Menschenklasse die Dienstbarkeit leicht zu machen suchen.
2) Die mehrsten Menschen scheinen zwar zur Sklaverei geboren zu sein; woher aber das komme?
3) Doch fühlen sie den Wert des größern Verdienstes und einer edlen Behandlung. Regeln, daher genommen. Gutes Beispiel wird empfohlen.
4) Nachsicht und Vertraulichkeit mit Dienstboten soll nicht übertrieben werden. Mittel, gut bedient und von seinen Leuten geliebt zu werden.
5) Auf welchem Fuß gewöhnlich heutzutage der Hausvater mit dem Gesinde lebt. Vorteile und Nachteile von dem Unternehmen, seine Domestiken sich selber zu erziehen.
6) Warum man das Gesinde nicht schlagen noch schimpfen solle?
7) Betragen gegen fremde Bediente.
8) Über Friseurs, Barbiers und Putzmacherinnen.
9) Etwas über das Betragen des Dieners gegen den Herrn.

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