3) Etwas von Spielern; über das Spiel und von dem Betragen bei demselben.
Unter allen Abenteurern sind nach meiner Empfindung die Spieler vom Handwerke die verächtlichsten. Indem ich nun von ihnen rede, werde ich auch Gelegenheit nehmen, über das Spiel im allgemeinen und über das Betragen bei demselben etwas zu sagen. Keine Leidenschaft kann so weit führen, keine kann den Jüngling, den Mann und ganze Familien in ein grenzenlosers Elend stürzen, keine den Menschen in eine solche Kettenreihe von Verbrechen und Lastern verwickeln als die vermaledeite Spielsucht. Sie erzeugt und nährt alle nur ersinnlichen unedeln Empfindungen: Habsucht, Neid, Haß, Zorn, Schadenfreude, Verstellung, Falschheit und Vertraun auf blindes Glück; sie kann zu Betrug, Zank, Mord, Niederträchtigkeit und Verzweiflung führen und tötet auf die unverantwortlichste Weise die goldne Zeit. Wer reich ist, der tut töricht, wenn er sein Geld auf so ungewisse Spekulation anlegt, und wer nicht viel zu wagen hat, der muß furchtsam spielen, kann die Launen des Glücks nicht abwarten, sondern muß bei dem ersten widrigen Schlage das Feld räumen, oder er wagt es darauf, aus einem Dürftigen ein Bettler zu werden. Doch ist die Torheit der erstern noch weit größer als die der letztern. Selten stirbt der Spieler als ein reicher Mann; wer daher auf diesem elenden Wege Vermögen erworben hat und dann nicht aufhört zu spielen, der hat zehnfaches Unrecht. Hüte Dich, mit Leuten vom Handwerke Dich auf ein Spiel einzulassen, wenn Dir Dein Geld lieb ist! Traue keinem von ihnen; in keiner Sache. - Die wenigen Ausnahmen, wo diese Regel einem ehrlichen Spieler von Profession unrecht tun könnte, verdienen nicht in Anschlag gebracht zu werden, und wer sich dieser verächtlichen Lebensart widmet, der mag es nicht übelnehmen, daß man ihm den Geist der Zunft zutraut, zu welcher er sich bekennt. Laß Dich auf keine bloße Hasardspiele ein. Um geringen Preis gespielt, sind sie äußerst langweilig, und hohes Geld dem Ungefähr preiszugeben, ist Narrheit. Ein verständiger Mann verachtet jede Beschäftigung, bei welcher Kopf und Herz schlummern müssen, und man darf nur ein mittelmäßiger Rechner sein, um leicht zu kalkulieren, daß bei solchen Glücksspielen die Wahrscheinlichkeit immer gegen uns ist. Wollen wir aber gar keine Wahrscheinlichkeit annehmen, so bleibt der Erfolg ein Werk des Zufalls, und wer wird denn vom Zufalle abhängen wollen? Auf die sogenannten Commercespiele tue entweder auch Verzicht oder lerne sie vorher recht und spiele mit gleicher Aufmerksamkeit, es mag um hohen Preis oder um eine Kleinigkeit gelten. Lerne Dich aber auch im Spiel bemeistern. Mache nicht durch gehäufte Fehler an Aufmerksamkeit und Kunst Dich selber arm und Deinen Mitspielern Ungeduld und Langeweile. Zeige keine böse Laune, wenn Du schlechte Karten bekommst, wenn Du verlierst. Wer nie Geld im Spiele verlieren will, der muß sich auf die Blindekuh einschränken. Spiele nicht so unerträglich langsam, daß Deinen Gesellschaftern alle Geduld vergeht. Zanke nicht, wenn Deine Mitspieler Fehler machen. Zeige keine laute Freude, wenn Du gewinnst; das pflegt dem, welcher verloren hat, empfindlicher zu sein als der Verlust selbst. Nötige niemand zum Spielen, wenn er nicht gern oder unglücklich spielt. Dies geschieht vielfältig von Leuten, denen es eine wichtige Angelegenheit ist, ihre Partien vollzählig zu haben. - Doch diese Materie ist wohl kaum einer so langen Abhandlung wert. - Wenden wir uns zu andern Gegenständen. |
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