10) Über die Neugier der Weiber.

Ein großes Ressort im weiblichen Charakter ist die Neugier. Auch darauf muß man zu rechter Zeit im Umgange mit ihnen zu wirken und dies Bedürfnis nach den Umständen zu erwecken, zu beschäftigen und zu befriedigen verstehn. Sonderbar genug ist es, wie weit oft Vorwitz und Neugier bei ihnen gehen. Auch die mitleidigsten Seelen unter ihnen empfinden zuweilen einen unbezwinglichen Trieb, schreckliche Szenen, Exekutionen, Operationen, Wunden und dergleichen anzuschaun, jämmerliche Mordgeschichten zu hören - Gegenstände, denen sich der weniger weichliche Mann nicht ohne Widerwillen gegenübersieht. Deswegen sind ihnen auch diejenigen Romane und Schauspiele größtenteils die angenehmsten, in welchen Abenteuer ohne Ende, unerwartete Begebenheiten in Menge und Greuel auf Greuel gehäuft sind. Deswegen forschen die Schlimmern unter ihnen so gern nach fremden Geheimnissen und spähen die Handlungen ihrer Nachbarn aus, wenn auch nicht immer Bosheit, Neid und Schadenfreude zum Grunde liegen. Chesterfield sagt: »Wenn Du Dich bei Weibern einschmeicheln willst, so vertraue ihnen ein Geheimnis!« - Freilich wohl nur ein kleines Geheimnis. - Doch warum? Können nicht manche Weiber besser schweigen als ihre Männer? Es kommt nur auf den Gegenstand des Geheimnisses an.

Hinter die Ohren schreiben >>

Über den Umgang mit Menschen


cover


Zweites Buch
Fünftes Kapitel: Über den Umgang mit Frauenzimmern.
10) Über die Neugier der Weiber.

1) Erklärung des Verfassers über das, was er etwa zum Nachteile des weiblichen Geschlechts in diesem Kapitel sagen müßte.
2) Umgang mit Frauenzimmern dient zur Bildung des Jünglings und gewährt reine Freuden.
3) Warum äußere und innere Vorzüge nicht immer das einzige sichre Mittel sind, uns in dem Umgange mit Frauenzimmern angenehm zu machen.
4) Die Frauenzimmer lieben an den Männern keine Infirmitäten; warum?
5) Warum man es den Damen nicht zum Vorwurfe machen solle, wenn sie sich für ausschweifende Männer interessieren?
6) Was für ein Anzug den Weibern an uns gefällt.
7) Man soll nicht mehrern Frauenzimmern zugleich einerlei Huldigung bezeigen;
8) Nicht in ihrer Gegenwart andre Damen von eben solchen Ansprüchen zu sehr loben.
9) Bestrebe Dich, ein angenehmer Gesellschafter zu sein, wenn Du den Damen gefallen willst! Schmeichelei gefällt ihnen vorzüglich wohl.
11) Wie man sich nach ihren Launen richten müsse? Man soll sich ihnen nicht aufdrängen.
12) Sie finden Vergnügen an kleinen Neckereien.
13) Man lasse ihnen den Triumph und beschäme sie nicht!
14) Über Weiberrache.
15) Wie man sich hüten könne nicht verliebt zu werden?
16) Niederträchtigkeit derer,die junge Mädchen betrügen, täuschen, verführen, zu Grunde richten.
17) Über den Umgang mit Koketten und Buhlerinnen.
18) Etwas von gelehrten Weibern.
19) Über die Verstellung der Weiber.
20) Über alte Koketten, Prüde, Spröde, Betschwestern, Gevatterinnen.
21) Noch etwas im allgemeinen, von den Freuden im Umgange mit edlen und verständigen Weibern.

nbsp; nbsp; nbsp;Besuchen Sie auch Klassiker-der-Weltliteratur.de!