11) Wie man sich nach ihren Launen richten müsse? Man soll sich ihnen nicht aufdrängen.

Auch die edelsten Weiber haben mehr abwechselnde Launen, sind weniger gleichgestimmt zu allen Zeiten als wir Männer. Reizbarere Nerven, die leichter zu allerlei Gemütsbewegungen in Schwingung zu bringen sind, und ein schwächerer Körperbau, der manchen unbehaglichen Gefühlen ausgesetzt ist, die wir gar nicht kennen, sind schuld daran. Wundert Euch daher nicht, meine Freunde, wenn Ihr nicht jeden Tag denselben Grad von Teilnehmung und Liebe in den Augen dererjenigen Damen zu finden glaubet, an deren Zuneigung Euch gelegen ist! Ertraget diese vorübergehenden Launen, aber hütet Euch, in solchen Augenblicken von Verstimmung, Euch aufzudrängen oder zur Unzeit mit Eurem Witze oder Troste angezogen zu kommen; sondern überleget wohl, was sie in jeder Gemütslage etwa gern hören möchten, und wartet ruhig den Augenblick ab, wo sie selbst den Wert Eurer Nachsicht und Schonung fühlen und ihr Unrecht gutmachen.

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Über den Umgang mit Menschen


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Zweites Buch
Fünftes Kapitel: Über den Umgang mit Frauenzimmern.
11) Wie man sich nach ihren Launen richten müsse? Man soll sich ihnen nicht aufdrängen.

1) Erklärung des Verfassers über das, was er etwa zum Nachteile des weiblichen Geschlechts in diesem Kapitel sagen müßte.
2) Umgang mit Frauenzimmern dient zur Bildung des Jünglings und gewährt reine Freuden.
3) Warum äußere und innere Vorzüge nicht immer das einzige sichre Mittel sind, uns in dem Umgange mit Frauenzimmern angenehm zu machen.
4) Die Frauenzimmer lieben an den Männern keine Infirmitäten; warum?
5) Warum man es den Damen nicht zum Vorwurfe machen solle, wenn sie sich für ausschweifende Männer interessieren?
6) Was für ein Anzug den Weibern an uns gefällt.
7) Man soll nicht mehrern Frauenzimmern zugleich einerlei Huldigung bezeigen;
8) Nicht in ihrer Gegenwart andre Damen von eben solchen Ansprüchen zu sehr loben.
9) Bestrebe Dich, ein angenehmer Gesellschafter zu sein, wenn Du den Damen gefallen willst! Schmeichelei gefällt ihnen vorzüglich wohl.
10) Über die Neugier der Weiber.
12) Sie finden Vergnügen an kleinen Neckereien.
13) Man lasse ihnen den Triumph und beschäme sie nicht!
14) Über Weiberrache.
15) Wie man sich hüten könne nicht verliebt zu werden?
16) Niederträchtigkeit derer,die junge Mädchen betrügen, täuschen, verführen, zu Grunde richten.
17) Über den Umgang mit Koketten und Buhlerinnen.
18) Etwas von gelehrten Weibern.
19) Über die Verstellung der Weiber.
20) Über alte Koketten, Prüde, Spröde, Betschwestern, Gevatterinnen.
21) Noch etwas im allgemeinen, von den Freuden im Umgange mit edlen und verständigen Weibern.

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