14) Über Weiberrache.

Daß die Rache eines unedeln Weibes fürchterlich, grausam, dauernd und nicht leicht zu versöhnen ist, das hat man schon so oft gesagt, daß ich es hier zu wiederholen fast nicht nötig finde. Wirklich sollte man es kaum glauben, welche Mittel solche Furien ausfindig zu machen wissen, einen ehrlichen Mann, von dem sie sich beleidigt glauben, zu martern, zu verfolgen; wie unauslöschlich ihr Haß ist; zu welchen niedrigen Mitteln sie ihre Zuflucht nehmen. Der Verfasser dieses Buchs hat leider selbst eine Erfahrung von der Art gemacht. Ein einziger unbesonnener Schritt in seiner frühen Jugend, durch welchen sich der Ehrgeiz und die Eitelkeit eines Weibes gekränkt hielten, obgleich sie ihn, früher als er sie, auf den Fuß getreten hatte, war schuld daran, daß er nachher allerorten, wo sein Schicksal ihn nötigte, Schutz und Glück zu suchen, Widerstand und fast unübersteigliches Hindernis fand; daß heimliche, durch allerlei Wege gewonnene Verleumder mit bösen Gerüchten vor ihm hergingen, um jeden Schritt zu hindern, jeden unschuldigen Plan zu vereiteln, den er zu seinem Fortkommen und zum Wohl seiner Familie anlegte. Ihm half nicht das vorsichtigste, untadelhafteste Betragen, nicht die öffentliche Erklärung, wie sehr er sein Unrecht erkenne. - Die rachgierige Frau hörte nicht auf, ihn zu verfolgen, bis er endlich freiwillig allem entsagte, wozu man die Hilfe andrer braucht, und sich auf eine häusliche Existenz einschränkte, die sie ihm nicht rauben kann. - Und das tat eine Frau, in deren Macht es gestanden hätte, viel Menschen glücklich zu machen, und die von der Natur mit sehr seltnen Vorzügen des Körpers und des Geistes ausgerüstet war.

Es scheint übrigens in der Natur zu liegen, daß Schwächre immer grausamer in ihrer Rache sind als Stärkre, vielleicht weil das Gefühl dieser Schwäche die Empfindung des erlittnen Drucks verstärkt und lüsterner nach der Gelegenheit macht, auch einmal Kraft zu üben.

Hinter die Ohren schreiben >>

Über den Umgang mit Menschen


cover


Zweites Buch
Fünftes Kapitel: Über den Umgang mit Frauenzimmern.
14) Über Weiberrache.

1) Erklärung des Verfassers über das, was er etwa zum Nachteile des weiblichen Geschlechts in diesem Kapitel sagen müßte.
2) Umgang mit Frauenzimmern dient zur Bildung des Jünglings und gewährt reine Freuden.
3) Warum äußere und innere Vorzüge nicht immer das einzige sichre Mittel sind, uns in dem Umgange mit Frauenzimmern angenehm zu machen.
4) Die Frauenzimmer lieben an den Männern keine Infirmitäten; warum?
5) Warum man es den Damen nicht zum Vorwurfe machen solle, wenn sie sich für ausschweifende Männer interessieren?
6) Was für ein Anzug den Weibern an uns gefällt.
7) Man soll nicht mehrern Frauenzimmern zugleich einerlei Huldigung bezeigen;
8) Nicht in ihrer Gegenwart andre Damen von eben solchen Ansprüchen zu sehr loben.
9) Bestrebe Dich, ein angenehmer Gesellschafter zu sein, wenn Du den Damen gefallen willst! Schmeichelei gefällt ihnen vorzüglich wohl.
10) Über die Neugier der Weiber.
11) Wie man sich nach ihren Launen richten müsse? Man soll sich ihnen nicht aufdrängen.
12) Sie finden Vergnügen an kleinen Neckereien.
13) Man lasse ihnen den Triumph und beschäme sie nicht!
15) Wie man sich hüten könne nicht verliebt zu werden?
16) Niederträchtigkeit derer,die junge Mädchen betrügen, täuschen, verführen, zu Grunde richten.
17) Über den Umgang mit Koketten und Buhlerinnen.
18) Etwas von gelehrten Weibern.
19) Über die Verstellung der Weiber.
20) Über alte Koketten, Prüde, Spröde, Betschwestern, Gevatterinnen.
21) Noch etwas im allgemeinen, von den Freuden im Umgange mit edlen und verständigen Weibern.

nbsp; nbsp; nbsp;Besuchen Sie auch Klassiker-der-Weltliteratur.de!