11) Man sei höflich gegen sie, mache sich aber fürchten, setze sich in Ansehn und Würde und sage ihnen nach Gelegenheit die Wahrheit!
Sei höflich und geschliffen im Äußern. Man muß an Höfen und im Umgange in großen Städten manchen Menschen sehn, ertragen und freundlich behandeln, den man nicht schätzt, auch sucht man ja in diesem Getümmel keine Freunde, sondern nur Gesellschafter. Allein wo es Nutzen stiften oder wenigstens unser Ansehn befestigen, wo es wirken kann, daß der Dich fürchte, der nicht anders als durch Furcht im Zaume zu halten ist, da laß ihn Dein Ansehn fühlen. Nimm eine Art von Würde, von edelm Stolze und von Hoheit an gegen den Hofschranzen, damit nie der Gedanke in ihm aufkeimen könne, Dich zu foppen oder zu mißbrauchen. Diese Sklavenseelen zittern vor dem Übergewichte des verständigen, konsequenten Mannes; allein das muß weder in Aufgeblasenheit noch in Bauernstolz ausarten. Sage diesen Leuten zuweilen einmal, doch ohne Hitze und Grobheit, die Wahrheit. Schlage ihre flachen, schiefen Urteile kaltblütig mit Gründen nieder, wo es nach den Umständen die Klugheit erlaubt. Stopfe ihnen das Maul, wenn sie den Redlichen lästern. Setze ihren Schleichwegen Mut, Tätigkeit und wahre Kraft entgegen. Scherze nicht vertraulich mit ihnen. Laß echter Laune nicht den Lauf, aus Furcht ein Wort zu sprechen, das man mißbrauchen, verdrehn könnte.
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