5) Man baue nicht auf alle freundlichen Blicke der Großen und lasse sich da durch nie bewegen, sich mit ihnen gemein zu machen!
Man traue nicht zu sehr den freundlichen Gesichtern der mehrsten Großen, glaube sich nicht auf dem Gipfel der Glückseligkeit, wenn der gnädige Herr uns anlächelt, die Hand schüttelt oder uns umarmt. Vielleicht bedarf er unsrer in diesem Augenblicke und behandelt uns mit Verachtung, wenigstens mit Kälte, sobald dieser Augenblick vorüber ist. Vielleicht fühlt er gar nichts bei seiner Freundlichkeit, wechselt Mienen, wie andre Kleider wechseln, ist grade in der Verdauungsstunde zu untätigem Wohlwollen gestimmt oder will einen andern seiner Sklaven dadurch demütigen. Man bleibe mit dieser Gattung Menschen immer in seinen Schranken, mache sich nicht gemein mit ihnen und vernachlässige nie die äußere unterscheidende Höflichkeit und Ehrerbietung, die man ihrem Stande schuldig ist, sollten sie sich auch noch so sehr herablassen. Früh oder spät fällt es ihnen doch ein, ihr Haupt wieder emporzuheben, oder sie verabsäumen uns, wenn ein andrer Schmeichler sie an sich zieht, und dann setzt man sich unangenehmen Demütigungen aus, die man mit weiser Vorsicht vermeiden kann.
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