13) Wie es mit Verwaltung der Kassen zu halten?

Was aber die Verwaltung der Gelder betrifft, so kann ich die Weise der mehrsten Männer von Stande nicht billigen, welche ihren Gemahlinnen eine gewisse Summe geben, womit sie auskommen müssen, um davon den Haushalt zu bestreiten. Dadurch entsteht geteiltes Interesse; die Frau tritt in die Klasse der Bedienten, wird zu Eigennutz verleitet, sucht zu sparen, findet, daß der Mann zu lecker ist, macht schiefe Gesichter, wenn er einen guten Freund zur Tafel einladet; der Mann, wenn er nicht fein denkt, meint immer, er speise für sein teures Geld zu schlecht, oder, wenn er im Gegenteil zu viel Delikatesse übt, so wagt er es nicht, zuweilen ein Gerichtchen mehr zu fordern, aus Furcht, seine Gattin in Verlegenheit zu setzen. Gib also Deiner Hausfrau (wenn nicht etwa ein Haushofmeister oder eine Ausgeberin diejenigen Geschäfte bei Dir versehen, die eigentlich zu den Pflichten der Gattin gehören), gib ihr eine Summe Geldes, die Deinen Umständen angemessen sei, zur Ausgabe. Wenn diese verwendet ist, so komme sie und fordere mehr von Dir. Findest Du, daß zuviel ausgegeben worden, so laß Dir die Rechnung zeigen. Überlege mit ihr gemeinschaftlich, auf welcher Seite gespart werden könne. Mache ihr kein Geheimnis aus Deinen Vermögensumständen; allein bestimme ihr auch eine kleine Summe zu ihren unschuldigen Vergnügungen, zu ihrem Putze, zu stillen wohltätigen Handlungen, und fordre davon keine Berechnung.

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Über den Umgang mit Menschen


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Zweites Buch
Drittes Kapitel: Von dem Umgange unter Eheleuten.
13) Wie es mit Verwaltung der Kassen zu halten?


1) Gute Wahl der Gatten ist das sicherste Mittel zu künftigem Eheglücke, und das Gegenteil hat traurige Folgen.
2) Warum so manche in der Jugend mit sehr wenig Überlegung geschlossene Ehen dennoch glücklich ausfallen?
3) Ob vollkommene Gleichheit in Temperamenten und Denkungsart zu einer glücklichen Ehe notwendig sei?
4) Vorschriften, welche man beobachten soll, um sich einander immer neu, angenehm und wert zu bleiben.
5) Hauptregel: Erfülle sorgsam jede Deiner Pflichten!
6) Wie wir uns zu verhalten haben, wenn die liebenswürdigen Eigenschaften fremder Personen zu lebhafte Eindrücke auf unsre Ehegenossen machen.
7) Wie man sich gegen solche Eindrücke wappnen solle, besonders gegen die feinern Koketten; in der Jugend; im reifern Alter.
8) Eheliche Pflicht schließt aber nicht alle zärtlichen Empfindungen für andre Personen aus.
9) Man soll voneinander auch nicht Aufopferung alles eigenen Geschmacks, aller andern unschuldigen Neigungen verlangen, sich aber nach und nach in gleiche Stimmung zu setzen suchen.
10) Wie man wirkliche Ausschweifungen vermeiden solle?
11) Ob man Geheimnisse voreinander haben dürfe?
12) Jeder Ehegenosse soll seine angewiesenen Geschäfte haben.
14) Wie aber, wenn ein Teil die Verschwendung liebt? Häusliche Sparsamkeit ist ein Mittel zum Eheglücke.
15) Ist es besser, daß der Mann oder daß die Frau reich sei? Ersteres! warum? Betragen gegen eine reiche Frau.
16) Ist es besser, daß der Mann klüger sei als das Weib, oder umgekehrt?
17) Oh man seiner Gattin sein Unglück klagen dürfe? Verhalten in wirklichen Unglücksfallen.
18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart.
19) Wie man sich verhalten solle, wenn das Schicksal uns mit einer unmoralischen lasterhaften Person auf ewig verbunden hat.
20) Leide nicht, daß Fremde sich in Deine häuslichen Geschäfte mischen! Etwas über böse alte Schwiegermütter.
21) Über Verletzung ehelicher Treue und Ehescheidung.
22) Ob diese Regeln auch anwendbar auf die Ehen unter sehr vornehmen und sehr reichen Leuten sind.

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