19) Wie man sich verhalten solle, wenn das Schicksal uns mit einer unmoralischen lasterhaften Person auf ewig verbunden hat.
Wie aber, wenn das Schicksal oder eigne Torheit uns auf ewig an ein Geschöpf gekettet hat, das mit großen moralischen Gebrechen oder gar mit Lastern behaftet, der Liebe und Achtung edler Menschen unwert ist; wenn unsre Gattin uns durch ein mürrisches, feindseliges Temperament, durch Neid, Geiz oder unvernünftige Eifersucht das Leben verbittert, oder wenn sie sich durch ein falsches, tückisches Herz verächtlich macht, oder wenn sie in Unzucht oder Völlerei lebt? Ich brauche hier nicht zu erinnern, daß mancher ehrliche Mann unschuldigerweise in dies Labyrinth geraten kann, wenn ihm die Liebe in früher Jugend einen Streich gespielt hat, indem der böse Feind Asmodäus im Brautstande immer die schönste Larve vornimmt. Ich schweige hingegen auch davon, daß sehr oft der Mann durch üble oder unvorsichtige Behandlung daran schuld ist, wenn Untugenden und Laster, zu welchen der Keim in dem Herzen seiner Frau lag, zum Ausbruche kommen. Es würde mich endlich zu weit führen, wenn ich Regeln für das Verhalten in jeder einzelnen unglücklichen Lage von der Art geben wollte - also nur so viel im allgemeinen. Man muß in solchen Situationen dreierlei Rücksichten nehmen; nämlich: zuerst solche, welche auf Beförderung unsrer eigenen Ruhe abzielen; sodann Rücksichten auf Kinder und Hausgenossen; und endlich auf das Publikum. Was uns selbst betrifft, so rate ich, wenn einmal keine Hoffnung zu Bewirkung sittlicher Besserung da ist, sich nicht mit Klagen, Vorwürfen und Zänkereien aufzuhalten, sondern in der Stille solche kräftige Gegenmittel zu wählen, die uns Vernunft, Rechenschaft und Gefühl von Ehre anraten. Entwirf reiflich und mit möglichst kaltem Blute Deinen Plan. Überlege wohl, ob eine Trennung nötig sei, oder wie Du es anzufangen habest, Deinen Zustand, wenn derselbe nun einmal nicht zu verbessern ist, leidlich zu machen, und laß Dich dann von dieser Richtschnur durch nichts, selbst durch keine bloß anscheinende Besserung noch durch Liebkosungen abwendig machen. Erniedrige Dich aber nie so weit, daß Du Dich durch Hitze zu groben Behandlungen verleiten ließest, sonst hast Du schon zur Hälfte unrecht. Erfülle endlich um so treuer Deine Pflichten, je öfter Dein Weib dieselben übertritt; so wird auch Dein Gewissen beruhigt sein, sind mit einem ruhigen Gewissen läßt sich alles, auch das Ärgste, ertragen. In Betracht Deiner Kinder, des Hausgesindes und des Publikums aber vermeide alles Aufsehn. Laß, wo möglich, Dein Unglück nicht ruchbar werden! Wenn Uneinigkeit unter Eheleuten herrscht, so werden die Kinder immer schlecht erzogen. Ist diese Uneinigkeit also nicht zu verbergen, so trenne Dich lieber von Deinen Kindern und überlasse ihre Leitung fremden guten Händen. Wenn bekannte Uneinigkeit unter Eheleuten herrscht, so ist das Hausgesinde nie zur Ordnung, Treue und Gradheit geneigt; es entstehen Parteien und Klatschereien ohne Ende; vermeide daher allen Zank in Gegenwart des Gesindes. Wenn öffentliche Uneinigkeit unter Eheleuten herrscht, so verliert der unschuldige Teil zugleich mit dem schuldigen die Achtung der Mitbürger; vertraue deswegen nicht leicht Dein häusliches Unglück fremden Leuten an. |
Zweites Buch Drittes Kapitel: Von dem Umgange unter Eheleuten. 19) Wie man sich verhalten solle, wenn das Schicksal uns mit einer unmoralischen lasterhaften Person auf ewig verbunden hat. 1) Gute Wahl der Gatten ist das sicherste Mittel zu künftigem Eheglücke, und das Gegenteil hat traurige Folgen. 2) Warum so manche in der Jugend mit sehr wenig Überlegung geschlossene Ehen dennoch glücklich ausfallen? 3) Ob vollkommene Gleichheit in Temperamenten und Denkungsart zu einer glücklichen Ehe notwendig sei? 4) Vorschriften, welche man beobachten soll, um sich einander immer neu, angenehm und wert zu bleiben. 5) Hauptregel: Erfülle sorgsam jede Deiner Pflichten! 6) Wie wir uns zu verhalten haben, wenn die liebenswürdigen Eigenschaften fremder Personen zu lebhafte Eindrücke auf unsre Ehegenossen machen. 7) Wie man sich gegen solche Eindrücke wappnen solle, besonders gegen die feinern Koketten; in der Jugend; im reifern Alter. 8) Eheliche Pflicht schließt aber nicht alle zärtlichen Empfindungen für andre Personen aus. 9) Man soll voneinander auch nicht Aufopferung alles eigenen Geschmacks, aller andern unschuldigen Neigungen verlangen, sich aber nach und nach in gleiche Stimmung zu setzen suchen. 10) Wie man wirkliche Ausschweifungen vermeiden solle? 11) Ob man Geheimnisse voreinander haben dürfe? 12) Jeder Ehegenosse soll seine angewiesenen Geschäfte haben. 13) Wie es mit Verwaltung der Kassen zu halten? 14) Wie aber, wenn ein Teil die Verschwendung liebt? Häusliche Sparsamkeit ist ein Mittel zum Eheglücke. 15) Ist es besser, daß der Mann oder daß die Frau reich sei? Ersteres! warum? Betragen gegen eine reiche Frau. 16) Ist es besser, daß der Mann klüger sei als das Weib, oder umgekehrt? 17) Oh man seiner Gattin sein Unglück klagen dürfe? Verhalten in wirklichen Unglücksfallen. 18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart. 20) Leide nicht, daß Fremde sich in Deine häuslichen Geschäfte mischen! Etwas über böse alte Schwiegermütter. 21) Über Verletzung ehelicher Treue und Ehescheidung. 22) Ob diese Regeln auch anwendbar auf die Ehen unter sehr vornehmen und sehr reichen Leuten sind.
|