7) Wie man sich gegen solche Eindrücke wappnen solle, besonders gegen die feinern Koketten; in der Jugend; im reifern Alter.
Klugheit und Rechtschaffenheit aber erfordern, daß man sich selber gegen die Eindrücke größrer Liebenswürdigkeit, welche fremde Personen auf uns machen könnten, wappne. In der frühen Jugend, wenn die Phantasie lebhaft ist, die Begierden heftig wirken und das Herz noch oft mit dem Kopfe davonläuft, würde ich raten, solchen gefährlichen Gelegenheiten auszuweichen. Ein junger Mann, welcher merkt, daß ein Frauenzimmer, mit dem er umgeht, ihm vielleicht einst besser als seine Frau gefallen, wildes Feuer in ihm entzünden oder wenigstens seine häusliche Glückseligkeit verbittern könnte, tut wohl, wenn er, insofern er sich nicht Festigkeit genug zutrauet - und er urteilt weise, wenn er sich diese nicht leicht zutrauet - tut, sage ich, wohl, wenn er solchen Umgang, soviel wie möglich, meidet, damit derselbe ihm nicht zum Bedürfnisse werde. Diese Vorsicht ist am nötigsten gegen die feinern Koketten zu beobachten, die, ohne eben Pläne auf Verletzung der Ehre zu haben, ihr Spielwerk mit der Ruhe eines gefühlvollen redlichen Mannes treiben und einen zwecklosen Triumph darin suchen, schlaflose Nächte zu verursachen, Tränen zu veranlassen und andrer Weiber Neid zu erregen. Es gibt viel solcher eitlen Damen, die, nicht immer durch böses Herz noch Temperament, aber wohl durch die rasende Begierde, stets zu glänzen, allgemein zu gefallen, getrieben, manche stille häusliche Ruhe und den Frieden unter Eheleuten auf diese Weise zerstören. In reifern Jahren hingegen rate ich die entgegengesetzte Kurart an. Ein Mann von festen Grundsätzen, der seinem Verstande Rechenschaft von den Gefühlen seines Herzens gibt und dauerhaftes Glück sucht, wird am leichtesten von den zu vorteilhaften Begriffen, die er von fremden Personen in Vergleichung mit seiner Gattin gefaßt hat, zurückkommen, wenn er jene so oft und vielfältig sieht, daß er an ihnen mehr Fehler wahrnimmt als an seinem edlen, verständigen, treuen Weibe. Und dann kommen die Augenblicke des Seelenbedürfnisses, wo man sich nach der teilnehmenden Gefährtin sehnt, wenn schwere Bürden das Herz drücken, die kein Fremder so uns tragen hilft, oder wenn Freuden jedes Gefäß in uns erweitern, Freuden, die kein Fremder so mit uns teilt, oder Verlegenheiten uns aufstoßen, die man keinem Fremden so aufrichtig, so sicher entdecken darf als der Person, die einerlei Interesse mit uns hat; und dann ein Blick auf wohlerzogene, durch gemeinschaftliche Sorgfalt erzogene Kinder, auf die Früchte der ersten jugendlichen Liebe - und das Herz kehrt ungezwungen zu den süßesten Pflichten zurück. |
Zweites Buch Drittes Kapitel: Von dem Umgange unter Eheleuten. 7) Wie man sich gegen solche Eindrücke wappnen solle, besonders gegen die feinern Koketten; in der Jugend; im reifern Alter. 1) Gute Wahl der Gatten ist das sicherste Mittel zu künftigem Eheglücke, und das Gegenteil hat traurige Folgen. 2) Warum so manche in der Jugend mit sehr wenig Überlegung geschlossene Ehen dennoch glücklich ausfallen? 3) Ob vollkommene Gleichheit in Temperamenten und Denkungsart zu einer glücklichen Ehe notwendig sei? 4) Vorschriften, welche man beobachten soll, um sich einander immer neu, angenehm und wert zu bleiben. 5) Hauptregel: Erfülle sorgsam jede Deiner Pflichten! 6) Wie wir uns zu verhalten haben, wenn die liebenswürdigen Eigenschaften fremder Personen zu lebhafte Eindrücke auf unsre Ehegenossen machen. 8) Eheliche Pflicht schließt aber nicht alle zärtlichen Empfindungen für andre Personen aus. 9) Man soll voneinander auch nicht Aufopferung alles eigenen Geschmacks, aller andern unschuldigen Neigungen verlangen, sich aber nach und nach in gleiche Stimmung zu setzen suchen. 10) Wie man wirkliche Ausschweifungen vermeiden solle? 11) Ob man Geheimnisse voreinander haben dürfe? 12) Jeder Ehegenosse soll seine angewiesenen Geschäfte haben. 13) Wie es mit Verwaltung der Kassen zu halten? 14) Wie aber, wenn ein Teil die Verschwendung liebt? Häusliche Sparsamkeit ist ein Mittel zum Eheglücke. 15) Ist es besser, daß der Mann oder daß die Frau reich sei? Ersteres! warum? Betragen gegen eine reiche Frau. 16) Ist es besser, daß der Mann klüger sei als das Weib, oder umgekehrt? 17) Oh man seiner Gattin sein Unglück klagen dürfe? Verhalten in wirklichen Unglücksfallen. 18) Betragen bei gar zu großer Ungleichheit der Denkungsart. 19) Wie man sich verhalten solle, wenn das Schicksal uns mit einer unmoralischen lasterhaften Person auf ewig verbunden hat. 20) Leide nicht, daß Fremde sich in Deine häuslichen Geschäfte mischen! Etwas über böse alte Schwiegermütter. 21) Über Verletzung ehelicher Treue und Ehescheidung. 22) Ob diese Regeln auch anwendbar auf die Ehen unter sehr vornehmen und sehr reichen Leuten sind.
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